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Die Suche nach dem Jungbrunnen – Spanische Sage um Ponce de León

  • Autorenbild: Louise L. Hay
    Louise L. Hay
  • 17. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

💀 Die Suche nach dem Jungbrunnen endete tödlich

– Spanische Sage um Ponce de León


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An Ostern 1513 entdeckte der Spanier Ponce de León Florida. Er war der erste Europäer, der auf dem amerikanischen Kontinent siedeln wollte & er entdeckte den Golfstrom.


Einen Ort mit größerer Symbolkraft hatte Antón de Alaminos, damals der beste Navigator der spanischen Armada, sich nicht aussuchen können. Von dieser Bedeutung konnte er jedoch nichts ahnen. Es war der 27. März 1513, „Pascua Florida“, wie Ostern auf Spanisch auch heißt. Die nahe Küste, die er ansteuerte, erschien von den 3 Karavellen-Seglern aus gesehen unproblematisch. Recht gemächlich wurde es seichter, der flache Landstrich ließ keine größeren Felsen erwarten.


Dennoch verlangte das Manöver viel seemännisches Geschick. Die 200 Menschen auf den kleinen Dreimastern, darunter Frauen, auch einige freigelassene schwarze Sklaven, hatten bange Momente zu überstehen. Es war, als steuerten sie durch einen schnell dahinziehenden Fluss & versuchten, am Ufer anzulegen. „Die Strömung war mächtiger als der Wind“, notierte man an Bord des Flaggschiffs. Als die Anker der ersten beiden Karavellen fielen, rissen die Taue. Das dritte Schiff, noch weiter draußen, wurde außer Sichtweite getragen, konnte sich erst 2 Tage später mühevoll zurückkämpfen.


Als schließlich alle Segler doppelt & dreifach gesichert vor Anker lagen, blickten die Seeleute & Passagiere auf einen ganz besonderen Küstenabschnitt. Es ist der Ort, an dem ein knappes halbes Jahrtausend später gewaltige Kolosse, fünfmal so lang & erheblich dicker als die Karavellen, senkrecht in den Himmel schießen würden. Man befand sich etwa vor Cape Canaveral, von wo aus die Mondraketen des US-amerikanischen Apollo-Programms gestartet wurden.


📆 Am Tag der Auferstehung


Ausgerechnet dort, wo das Zeitalter der Entdeckungen mit Neil Armstrong & den anderen Astronauten ihr vorläufiges Ende fand, hatten damals die ersten Europäer das nordamerikanische Festland betreten, die auf der Suche nach einer Stelle waren, um es zu besiedeln. Freilich noch ohne dies in dem Moment zu wissen. Juan Ponce de León, Kommandant der 3 Schiffe, meinte bei der Ankunft, er habe eben eine sehr große Insel entdeckt. Florida nannte er sie, eben weil man Ostern, am Tag der Auferstehung, angekommen war.


In den letzten knapp 20 Jahren, seit der Ankunft von Kolumbus 1492 auf der Karibik-Insel Guanahani, waren die Spanier mehr oder weniger orientierungslos durch die karibische Inselwelt gekreuzt, immer auf der Suche nach Gold & Gewürzen, zunächst auch nach Beweisen, dass man doch in Indien, Japan oder China angekommen sei, sie hatten hier & da Forts errichtet, kleine Ortschaften gegründet.


Erst seit 5 Jahren war man sich halbwegs darüber im Klaren, dass man auf der anderen Seite des Atlantiks in irgendeiner „Neuen Welt“ angekommen war. Nur in der Gegend des heutigen Panama & an der Orinoco-Mündung hatte auch Kolumbus das mittel- & südamerikanische Festland berührt.


Erheblich weiter im Norden war zwar ein paar Jahre zuvor der Italiener Giovanni Caboto mehrmals auf Festland gestoßen, auf Erkundungstour für den englischen König Heinrich VII., doch er hatte nicht einmal Menschen angetroffen, blieb ebenso im Unwissen darüber, einen neuen Kontinent entdeckt zu haben. Ponce de León, seit ein paar Jahren Gouverneur der spanischen Konquistadoren auf Puerto Rico, war gekommen, um Plätze zum Siedeln zu erkunden. Nach einigen Wochen & Erkundungsfahrten wurde ihm immer klarer, dass er auf eine Halbinsel gestoßen war, die zu einem sehr großen Land gehörte.


Der Kampf mit dem Golfstrom


Die Schiffe de Leóns waren auch die ersten, die mit dem Golfstrom zu kämpfen hatten, gleich dort, wo er am stärksten ist & erst mal all ihre Taue zerriss, an der Süd- & Ostküste Floridas, am Ausgang des Golfs von Mexiko. Man war beeindruckt von dem Naturphänomen, das – wie man heute weiß – 100 Mal so viel Wasser transportiert wie alle Flüsse der Welt ins Meer ergießen. Seine Entdeckung sorgte dafür, dass sich die spanischen Schiffe, schwer bepackt mit Gold, fortan vom Golfstrom – der stärksten Strömung aller Ozeane – in die Heimat tragen ließen.


Nicht unbeeindruckt freilich war man auch von den Indianern, auf die man in Florida traf. De León sollte mit ihnen noch gehörigen Ärger bekommen, letztlich würden die Begegnungen ihm zum Verhängnis werden. Dabei hatten er & seine Leute eigentlich etwas ganz anderes gesucht, einen wundersamen Ort, von dem die großen Denker & Entdeckungsfahrer seit der Antike träumten.


Ponce de León war Teilnehmer der zweiten Fahrt des Kolumbus in die Karibik im Jahr 1493. Schon damals waren den Spaniern auf der Insel Hispaniola (Dominikanische Republik & Haiti) Erzählungen der Taino-Indianer zu Ohren gekommen über einen Quell auf einer sagenhaften Insel, aus dem derjenige, der ihn betritt, um Jahrzehnte verjüngt wieder hinaustritt. Einer der Häuptlinge, Sequene, sollte ein Jahr zuvor dorthin aufgebrochen sein mit mehreren Kanus & Mannschaften. Dass man von ihm nie wieder etwas hörte, wurde eher als gutes Zeichen angesehen, offenbar war er angekommen – & fühlte sich dort wohl.


Seit de León vom spanischen König Ferdinand 1509 zum Gouverneur von Puerto Rico ernannt worden war, verdichteten sich für ihn diese Erzählungen der Taino. Von einer Insel Bimini war in dem Zusammenhang stets die Rede, so wie heute eine der nordwestlichen Bahamainseln, nahe der Küste Floridas, heißt.


🇵🇦 Langer Marsch durch Panama


Sollte gerade ihm das Glück zuteilwerden, jenen Jungbrunnen zu finden, von dem Herodot schon schrieb, und der im „Alexander-Roman“ erwähnt ist? In jener Sammlung großenteils sagenhafter Erzählungen über Leben & Reisen des Mazedonier-Königs, die fantasievolle Geister im frühen Mittelalter zusammenschrieben. Irgendwo zwischen Äthiopien & Indien würde der Jungborn zu finden sein. Sollte man also doch irgendwo in der Nähe von Indien sein?


Von den Weiten des Pazifik hatte man zu jener Zeit ja noch keine Ahnung. Vasco Núñez de Balboa, der nach seinem mörderischen Marsch durch Panama als erster Europäer das „Mar del Sur“, die Südsee, erblickte, war erst im selben Jahr 1513 unterwegs & noch lange nicht zu den spanischen Stützpunkten zurückgekehrt.


Von Ponce de León selbst sind keine Schriften überliefert, weder Logbuch noch Tagebücher. Alles, was man von ihm weiß, stammt von einer Handvoll Historiker & Karibik-Reisender, die all dies 20 Jahre später festhielten. So ist nicht vollkommen geklärt, ob er selbst von der Existenz eines Jungbrunnens überzeugt war.


Einige Chronisten wollen andererseits andeuten, dass ihm die Taino – zumindest was die Ausschmückungen angeht – manchen Bären aufbinden wollten & konnten & sich dabei sogar amüsiert hätten. Übereinstimmend allerdings ist zu lesen, dass de León, nachdem er in Florida keinen Quell mit solchen Wandlungskräften gefunden hatte, eines seiner Schiffe losschickte, die Insel Bimini zu finden. Weiterhin ohne Erfolg.


St. Augustin, älteste Siedlung der Europäer


Immerhin brachten seine Bemühungen de León den – zweifelhaften – Ruhm ein, seither als mit Abstand bekanntester Protagonist für diese Suche zu gelten, auf ewig erfolglos wie die nach dem Garten Eden oder dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Wenig später schon regte sie die Fantasie bedeutender Maler an, unter anderem von Lucas Cranach. Carl Barks, berühmtester Disney-Zeichner, der die Klassiker mit Dagobert & Donald Duck kreierte, schuf gleich 2 große Geschichten über Ponce de León & den Jungbrunnen, auch im Film „Fluch der Karibik“ ist er verewigt.


In St. Augustin, einem Ort etwas nördlich von Cape Canaveral, behauptet man nicht nur, dass der Spanier damals dort angelandet sei, sondern verkauft dort seit den 30er-Jahren in einem „Fountain of Youth Archaeological Park“ ein Wässerchen, für das die Kundschaft viel Geld ausgibt, mancher wohl tatsächlich im Glauben, er blicke morgen im Spiegel einer jugendlichen Person in die Augen. St. Augustin gilt heute als älteste Siedlung von Europäern auf US-amerikanischem Boden, gegründet 1565, lange nach Ponce de León, doch alle früheren Dörfchen & Forts in der Gegend sind längst vom Erdboden verschwunden.


Ponce de Leóns Bemühungen hatten allerdings auch in der Siedlungsfrage wenig Erfolg. Zu lesen ist vielmehr von Konflikten mit Indianern, die den Spaniern Boote, Waffen & Gerätschaften wegnehmen wollten. Es kam zu handfesten Auseinandersetzungen. Immerhin ist in den zeitgenössischen Berichten auch die Rede davon, dass die Konquistadoren es schafften, einen ihrer Gegner als „Piloten“ an Bord festzusetzen. Inwieweit er präzise & willige Lotsendienste durch die Untiefen vor Florida leistete, ist nicht überliefert.


🇨🇺 Eilige Rückkehr nach Havanna


De León gab seine Besiedlungspläne vorerst auf. Er kehrte zurück nach Puerto Rico, wo er mit Diego Kolumbus, dem Sohn des großen Entdeckers, um die Macht streiten & im Zuge dessen auch vorübergehend nach Spanien zurückkehren musste. 1521 startete er zum zweiten Versuch nach Florida, landete dieses Mal im Südwesten der Halbinsel.


Doch unmittelbar nach der Ankunft kam es zu Kämpfen mit den Einheimischen. De León wurde von einem Pfeil getroffen, der scharf gemacht war mit dem Gift des Manchinelbaums. Die Expedition war beendet. Man eilte zurück nach Havanna auf Kuba, wo de León wenige Tage später starb, 47-jährig, unverjüngt. Er ist bestattet in der Bautista-Kathedrale in Puerto Ricos Hauptstadt San Juan.


 
 
 

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